Der Friedrichshagener Schirm befragte die Kandidaten im Wahlkreis 6 Treptow/Köpenick für die Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin 2016.

Maik Penn (CDU)
Axel W. Sauerteig - Bündnis90/Die Grünen
Carsten Schatz
(Die Linke)
Karin Zehrer
(SPD)

Das Interview

 

Was verbindet Sie persönlich besonders mit Friedrichshagen und Rahnsdorf?

Maik Penn – CDU: "...Der Wahlkreis 6 umfasst Friedrichshagen, Rahnsdorf und Köpenick Nord. Hier bin ich aufgewachsen und zur Schule gegangen, engagiere mich seit meiner frühen Jugend ehrenamtlich im Bezirk. Für mich gibt es hier die schönsten Ecken in unserer Millionenmetropole, was man am und auf dem Müggelsee gerne mal vergessen kann..."

Axel W. Sauerteig - Bündnis90/Die Grünen: "...Das erste Mal war ich 1984 zu meiner Berliner Studienzeit in Friedrichshagen und am Müggelsee, was mich damals schon beeindruckte. Nach 1990 zog es mich auch bei meinen Berlin-Besuchen dorthin, so daß wir 2001 bei unserem Umzug nach Berlin beschlossen, in die Nähe zunächst nach Oberschöneweide zu ziehen. Seit 2003 wohnen wir in Köpenick-Nord. Wald, Wasser und das besondere Flair des gesamten Wahlkreises faszinieren mich auch immer noch und ich nehme die vielen Freizeit- und Ausflugsmöglichkeiten gerne wahr..."

Carsten Schatz - Die Linke: "...Eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen ist der Familienausflug am Wochenende zum Strandbad Müggelsee. Eine schöne Erinnerung. Gerade für einen Steppke vom Hinterhof oder später aus der Platte. Und das Strandband bringt mich auch zu dem, was mich heute zuerst verbindet. Es sind die Menschen sowohl in Friedrichshagen als auch in Rahnsdorf. Ihr Engagement, ihre Ausdauer, ihre Herzlichkeit, ihre Offenheit gegenüber Neuem, ihr Mut, Dinge anzupacken. Ohne diese Menschen würde es das Strandband so wie es heute ist, nicht geben. Und das Strandbad ist nur ein Beispiel dafür. Das ist für Politik und Verwaltung herausfordernd – ich finde das gut und setze auf eine produktive Zusammenarbeit..."

Karin Zehrer – SPD: "...Ich wohne in Rahnsdorf und arbeite überwiegend in Friedrichshagen. Ersteres seit 19 Jahren, letzteres seit 4 Jahren. Diese Region ist meine Heimat geworden..."

 

Auf welche Weise kann eine barrierefreie Überquerung der Müggelspree am denkmalgeschützten Spreetunnel realisiert werden, auch unter dem Aspekt der besseren Erreichbarkeit der Bölschestraße für Radtouristen auf dem R1?

Maik Penn – CDU: "...Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Bölschestraße bereits heute einigermaßen gut für Radfahrer erreichbar ist - auch über den häufig genutzten Spreetunnel kommend. Dass es hier Sanierungsbedarf gibt, steht außer Frage, wird gegenwärtig bereits angegangen. Die CDU Treptow-Köpenick hatte bereits den Anwohnerantrag an den Bezirk unterstützt, wie andere Parteien ebenso. Letztlich sind sämtliche Bemühungen bisher an der ablehnenden Haltung der SPD-geführten Senatsstadtentwicklungsverwaltung gescheitert. Eine denkmalgerechte Spreetunnellösung für Radfahrer und mobilitätseingeschränkte Menschen bleibt Aufgabe für Vertreter aller Parteien in der kommenden Legislaturperiode..."

Axel W. Sauerteig - Bündnis90/Die Grünen: "...Ich bemühe mich weiterhin, eine Lösung in Zusammenhang mit dem denkmalgeschützten Spreetunnel zu finden. Da müssen wir auch über den Tellerrand blicken: London hat beispielsweise ähnliche Themse-Tunnelquerungen. Die Fährlösung wäre eine denkbare Alternative, aber bei den Problemen, die die bereits etablierte Ruderfähre in Rahnsdorf immer wieder aufwirft, sehe ich einen Dauerbetrieb sehr skeptisch..."

Carsten Schatz -Die Linke: "...Ob bauliche Maßnahmen so aufwendig wären, dass eine Fährverbindung gerechtfertigt ist, kann ich technisch nicht beurteilen. Ich unterstütze jede geeignete Maßnahme. Politisch bedarf es jedoch der Unterstützung von landesweiten Selbstvertretungsgremien von Seniorinnen und Senioren und von Menschen mit Behinderung, da andere Schritte zur Herstellung von Barrierefreiheit etwa in Schulen oder auf Bahnhöfen möglicherweise zurückstehen müssten. Generell wäre eine Aufstockung der Mittel wünschenswert. DIE LINKE in der BVV hat einen Maßnahmenplan für die Herstellung der Barrierefreiheit in Einrichtungen des Bezirksamtes durchgesetzt. Einen solchen Maßnahmenplan brauchen wir auch auf der Landesebene, mit klaren Prioritäten. Deshalb müssen Landesseniorenvertretung und Verbände der Menschen mit Behinderung mit an den Tisch, um eine solche Entscheidung gemeinsam treffen zu können..."

Karin Zehrer – SPD: "...Die verbreiterten Rampen im sanierten Spreetunnel werden diesen etwas barriereärmer als bisher machen. Eine barrierefreie Brücke ist beispielsweise im Bereich Dorf Rahnsdorf - Müggelheim geprüft und für kaum realisierbar befunden worden. Das wäre im Bereich Spreetunnel nicht anders. Eine Fähre würde große infrastrukturelle Maßnahmen beiderseits der Spree nach sich ziehen und Bau, Finanzierung und Betrieb müsste zu Lasten anderer ÖPNV-Verbindungen erfolgen..."

 

Wie wollen Sie zukünftig sicherstellen, dass für jeden gefällten Straßenbaum auch wieder ein neuer nachgepflanzt wird?

Maik Penn – CDU: "...Zunächst einmal ist mir aus meiner Mitgliedschaft in den Bürgervereinen für das Märchenviertel und den Elsengrund e.V. und Wilhelmshagen-Rahnsdorf e.V. bekannt, dass im Einvernehmen mit dem Bezirksamt immer wieder neu gepflanzt wird. Die finanziellen Möglichkeiten haben ihre Grenzen, wie auch häufig an Grünanlagen zu sehen ist, die man sich schöner vorstellen könnte. Mich für 1:1-Nachpflanzungen einsetzen kann ich mich allemal. Hielte aber eine feste Zusage hinsichtlich der vollständigen Realisierbarkeit für unseriös, auch wenn wir uns im Wahlkampf befinden. Bin da schlicht für eine ehrliche Antwort..."

Axel W. Sauerteig - Bündnis90/Die Grünen: "...Schon seit  Jahren bemängele ich den Verlust an Straßenbäumen, den nicht nur der Bezirk, sondern ganz Berlin erleidet. Aus meiner Sicht sollte sowohl gesetzlich, z. B. im Berliner Straßengesetz, als auch finanziell in den Haushaltsplänen, der Ersatz zu fällender Bäume geregelt werden. Dazu sollte ein Sonderprogramm für Neupflanzungen aufgelegt werden, um den Verlust der vergangenen Jahre auszugleichen. Unabhängig davon wird aus meiner Sicht vom Bezirksamt zu schnell eine Fällgenehmigung erteilt, da sollte strenger geprüft werden, ob eine Fällung tatsächlich unabwendbar ist..."

Carsten Schatz -Die Linke: "...Nach Auskunft des Bezirksamtes werden in Treptow-Köpenick derzeit jährlich etwas mehr Straßenbäume neugepflanzt als gefällt. Dabei sollte es bleiben. Das ist auch eine Frage des Geldes und der bedarfsgerechten finanziellen Ausstattung der Bezirke. Da haben wir als LINKE Vorschläge gemacht, und da muss die nächste Regierung ran..."

Karin Zehrer – SPD: "...Durch Fortschreibung der Stadtbaumkampagne und eine bessere finanzielle Ausstattung der Grünflächenämter..."

 

Teilen Sie die Auffassung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, dass der Müggelsee teilweise für Wassersportler gesperrt werden soll?

Maik Penn – CDU: "...Ich bin gegen eine Einschränkung des Wassersports und Wassertourismus. Klar ist ebenso, dass Raserei, hierdurch verursachter Lärm und eine Gefährdung anderer Nutzer und Anwohner kontrolliert und sanktioniert gehören..."

Axel W. Sauerteig - Bündnis90/Die Grünen: "...Die jetzt gefundene Lösung stellt für mich einen akzeptablen Kompromiss sowohl für die Naturschutzbelange wie für die nicht-motorisierten Wassersportler dar. Weiterhin sollte es aber die Möglichkeit geben, dass alle Betroffenen und Anlieger der Wasserwege in Friedrichshagen und Rahnsdorf sich zu regelmäßigen Runder-Tisch-Gesprächen treffen..."

Carsten Schatz -Die Linke: "...Der Erhalt der Naturlandschaft rund um den Müggelsee liegt mir am Herzen. Ich halte es deshalb auch für vertretbar, wenn einige Randbereiche des Müggelsees für den Wassersport gesperrt werden. Natürlich dürfen Wassersportvereine nicht in ihrer Existenz gefährdet werden. Wo nötig, werde ich mich für Kompromisse oder Ersatzlösungen einsetzen..."

Karin Zehrer – SPD: "...Die Diskussion um eine Teilsperrung des Müggelsees geht auf die europäische Wasserrahmenrichtlinie zurück, die vernünftigerweise besseren Umwelt- und Naturschutz zugunsten aller Gewässer in allen Ländern der EU fordert. Die Umsetzung im Land Berlin erfolgt durch die sogenannten Gewässerentwicklungskonzepte für alle größeren Gewässer. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hatte eine Teilsperrung in Erwägung gezogen um die Auflagen aus der Richtlinie im Bereich Müggelsee zu erfüllen. In einem langen Diskussions- und Abwägungsprozess unter großer Beteiligung von Wassersportvereinen und Bürgerinnen und Bürgern ist ein Kompromiss gefunden worden, der unter dem Begriff „Meidezonen“ eine schwächere Form der Sperrung kennzeichnet. Ich finde, dies ist ein guter Weg, der Naturschutz, Erholung und Wassersport unter einen Hut bringt..."

 

Kann nach Ihrer Meinung aus dem Strandbad Müggelsee ein „Wannsee des Ostens“ entstehen, wie soll das vonstatten gehen und wie soll die zukünftige Finanzierung des Betriebs aussehen?

Maik Penn – CDU: "...Der Müggelsee ist als größter See Berlins eines der wertvollsten Naherholungsgebiete und ein herausragender landschaftlicher Tourismusmagnet. Die vielfältigen Möglichkeiten des Müggelsees sind im Einklang mit der Natur und zum wirtschaftlichen Vorteil der gesamten Region weiter zu entwickeln. Klar ist für mich hierbei auch, dass der Müggelsee weiterhin für alle Bewohner und Gäste zugänglich bleiben muss, gerade am Strandbad. Hier sind alle Akteure gefragt, vom Bezirk bis zum Senat. Investoren sind selbstverständlich nicht grundsätzlich abzulehnen, aber hier gehören weiterhin die seit Jahrzehnten engagierten Bürgervereine und Initiativen einbezogen, über deren Köpfe nicht hinweg entschieden werden darf. Erfolge sind auch nicht einer einzelnen Partei oder einzelnen Parteienvertretern zuzuschreiben, auch wenn dies gerade versucht wird, so darzustellen..."

Axel W. Sauerteig - Bündnis90/Die Grünen: "...Zunächst einmal sollte mit den nun eingeworbenen Geldern die Sanierung der denkmalgeschützten Gebäudeteile auch schnellstmöglich in die Wege geleitet werden. Dazu gehört auch, dass die Infrastruktur in einen zeitgemäßen Zustand versetzt wird. Gleichzeitig sollte der Bezirk an einer langfristigen Lösung zum Betrieb des Bades arbeiten, insbesondere was die Finanzierung betrifft. Hierzu sollten auch die Bäderbetriebe beitragen, die meiner Meinung nach nicht aus der Verantwortung entlassen sind. Dass die Nutzerinnen und Nutzer mit geringen Eintrittsgebühren langfristig möglicherweise zur Finanzierung beitragen , möchte ich nicht gänzlich ausschließen..."

Carsten Schatz -Die Linke: "...Entschuldigung, die Formulierung vom „Wannsee des Ostens“ halte ich für Unfug. Das Strandbad Müggelsee hat seine eigene Geschichte, seinen eigenen Charme und trotz manchmal widriger Umstände, sein eigenes Publikum. Diese Eigenheiten müssen wir gemeinsam weiterentwickeln und dazu gibt es gute Vorschläge. Das kommende Bezirksamt muss mit den engagierten Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam ein Konzept entwickeln und umsetzen. Meine Ziele für die Entwicklung sind die auf Initiative der Fraktion DIE LINKE in der BVV beschlossenen:

-die langfristige Sicherung als Sport- und Erholungsfläche bei freiem Eintritt für die Allgemeinheit, -eine Ermöglichung von dem sozialverträglichen Charakter insgesamt nicht entgegenstehender gewerblicher Nutzung zur Erzielung von Einnahmen, um die Unterhaltung zu gewährleisten und - die Erhaltung und Sanierung der denkmalgeschützten Bausubstanz und die Reduzierung der Kosten für den Bezirk durch Drittmittelakquise..."

Karin Zehrer – SPD: "...Das Strandbad Müggelsee hat einen eigenen Charakter und Charme. Der Begriff „Wannsee des Ostens“ fällt gelegentlich in Gesprächen, in denen keine Ortskenntnis vorausgesetzt werden kann. Daher der immer wiederkehrende Vergleich mit dem bekannten Wannsee-Bad. Müßig, sich bei „Wannsee“ und „Müggelsee“ an einer Ost-West-Debatte zu versuchen. Den Betrieb des Bades, d.h. die ganzjährige und unentgeltliche Öffnung, konnte das Bezirksamt Treptow-Köpenick in den letzten zehn Jahren gewährleisten und wird dies auch weiter tun. Es gab in diesen Jahren mehrere Versuche, private Investoren und Betreiber zu finden. Diese scheiterten angesichts des hohen Sanierungsbedarfs und der vielen natur- und denkmalschutzrechtlichen Auflagen. Nun stehen aus Bundes- und Landesmitteln acht Millionen Euro für die denkmalgerechte Sanierung des historischen Gebäudes und des Saunagebäudes zur Verfügung. Die bevorstehende Sanierung des Gebäudes lässt aber derzeit keine Prognose über einen künftigen Betrieb des gesamten Areals zu. Wir müssen zwischen dem Betrieb des gesamten Strandbadgeländes und der notwendigen und endlich finanziell möglichen Sanierung des denkmalgeschützten Baukörpers unterscheiden. Die ganzjährige und unentgeltliche Nutzung des Geländes sollte nicht in Frage gestellt werden..."

 

Für welche Projekte oder Maßnahmen sollen die Mittel für das Standort- und Baustellenmarketing in Friedrichshagen verwendet werden?

Maik Penn – CDU: "...Ärgerlich ist zunächst, dass es dem für die Wirtschaftsförderung zuständigen Bezirksbürgermeister Igel (SPD), dem Bezirksbaustadtrat Hölmer (SPD) und dem für die Verkehrslenkung Berlin zuständigen Bausenator Geisel (SPD) nicht gelungen ist, rechtzeitig Anwohner und vor allem Gewerbetreibende umfassend einzubeziehen. Im Nachbarbezirk Neukölln hat das Bezirksamt wesentlich früher und damit erfolgreich ein Baustellenmarketing für die Karl-Marx-Straße initiiert. Für Friedrichshagen ist es in erster Linie den engagierten und sehr hartnäckigen Gewerbetreibenden zu verdanken, dass es nun doch noch - quasi schon während der Baumaßnahmen - zu einem Marketing kommt. Nun können endlich notwendige Maßnahmen für besondere Werbung, Anzeigen, Ausschilderungen und Veranstaltungen finanziert werden. Ich begleite die Gewerbetreibenden seit Februar auf den monatlichen Sitzungen und habe mehrfach relevante Akteure vor Ort geholt oder zusammengebracht. Mögen die Bauarbeiten nunmehr zügig voranschreiten und dann abgeschlossen werden, bislang liegt man wohl auch im Plan..."

Axel W. Sauerteig - Bündnis90/Die Grünen: "...Die Mittel für Projekte und Maßnahmen sollten insbesondere auf die meist inhabergeführten Klein- und Mittelbetriebe konzentriert werden, die am meisten unter den baustellenbedingten Einschränkungen zu leiden haben. Insbesondere die Filialen größerer Ketten haben andere Möglichkeiten Umsatzverluste auszugleichen. Wie die Maßnahmen und Projekte aussehen, solllen die Geschäftsleute vor Ort selber entscheiden. Da sollten politische Gremien nicht eingreifen..."

Carsten Schatz -Die Linke: "...Das sollten die Gewerbetreibenden selbst entscheiden oder wenigstens entsprechende Forderungen erheben. Wenn nicht so viel Druck von den Gewerbetreibenden selbst gekommen wäre, gäbe es diese Idee und jetzt auch das Geld für das Baustellenmarketing nicht. Miteinander sollten Politik, Verwaltung, Gewerbetreibende und Anwohnende diskutieren und entscheiden, wie wir den Charme der "Bölsche" über die Zeit der Bauarbeiten bewahren und ausbauen können..."

Karin Zehrer – SPD: "...Das geht im Einzelnen aus dem Zuwendungsbescheid der sogenannten wirtschaftsdienlichen Maßnahme hervor. Dafür hat sich die bezirkliche Wirtschaftsförderung erfolgreich stark gemacht. Ein geeignetes Planungsbüro wird viele tolle Projekte und Maßnahmen auf den Weg bringen, die helfen, die Attraktivität der Bölschestraße auch in der Bauzeit zu erhalten. Die blauen Stoffbeutel der Werbegemeinschaft sind eine tolle erste Idee, ich gehe nur noch damit einkaufen. Ich empfehle allen, den Geschäftstreibenden in der Bauzeit unbedingt die Treue zu halten und ggf. Umwege in Kauf zu nehmen. Wenn uns die Bölschestraße wichtig ist, dann müssen wir Kunden bleiben..."

 

Sollte es für die Zeit nach dem Umbau der Bölschestraße eine Parkraumbewirtschaftung geben?

Maik Penn – CDU: "...Parkraumbewirtschaftungszonen können in bestimmten Bereichen des Bezirks sinnvoll sein, für Friedrichshagen habe ich da erhebliche Zweifel. Zudem erinnere ich an einen früheren erfolgreichen Bürgerentscheid, womit ich mir dies ohnehin nur nach einem entsprechenden Bürgervotum vorstellen kann..."

Axel W. Sauerteig - Bündnis90/Die Grünen: "...Eine Parkraumbewirtschaftung könnte eine denkbare Alternative sein. Aber eine gebührenpflichtige Parkraumbewirtschaftung wurde per Bürgerentscheid erst vor zwei Jahren in unserem Bezirk abgelehnt. Insofern käme nur eine Kurzparkzone mit Parkscheibe in Betracht. Für diese Variante müsste aber das Ordnungsamt personell entsprechend ausgestattet sein, um Wirkung zu erzielen. Das sehe ich momentan nicht..."

Carsten Schatz -Die Linke: "...Es gab einen Bürgerentscheid, der entgeltpflichtige Parkraumbewirtschaftung im Bezirk Treptow-Köpenick abgelehnt hat. Ich will daran nichts ändern. Wem das nicht gefällt, der muss vorher die Bürgerinnen und Bürger fragen..."

Karin Zehrer – SPD: "...Ja, unbedingt. Fahren und Parken auf der Bölschestraße sind derzeit eine Herausforderung. Eine Parkraumbewirtschaftung kostet kein Vermögen, sorgt für ein geordnetes Parken und schafft Übersichtlichkeit des Straßenraums und damit größere Sicherheit für alle, die sich auf der Bölschestraße bewegen..."

 

Halten Sie es für sinnvoll, dass der Bezirk einen „Radverkehrsbeauftragten“ einstellt, damit die Sanierung und der Neubau von Radwegen endlich vorankommt?

Maik Penn – CDU: "...Der Bezirk Treptow-Köpenick hat mit Frau Brüggmann beim Stadtplanungsamt bereits eine Radverkehrsbeauftragte. Allerdings kam mir bislang eines zu kurz: die Einbeziehung von Anwohnern, wenn ich etwa an die Wegnahme zahlreicher Parkplätze in der Wendenschloßstraße zugunsten eines Fahrradweges denke. Verkehrsteilnehmer sollten grundsätzlich nicht gegeneinander ausgespielt werden. Eine entsprechende Koordination ist personalintensiv, was mit Blick auf den massiven Personalabbau von SPD und Linkspartei bis 2011 in den Bürgerämtern, beim Ordnungsamt, bei der Polizei usw. nach wie vor nicht leichter geworden ist, auch wenn inzwischen ein Umdenken beim Thema Neueinstellungen eingesetzt hat..."

Axel W. Sauerteig - Bündnis90/Die Grünen: "...Das wäre sinnvoll. Viel wichtiger wäre aber im Moment ein Straßenbauingenieur, um die bereits geplanten Maßnahmen umsetzen zu können. Weil es daran mangelt, werden zur Zeit Senatsmittel, die zur Verfügung stehen, nicht abgerufen..."

Carsten Schatz -Die Linke: "...Ja, das unterstütze ich. Der Ausbau von Radwegen dauert auch mir zu lange..."

Karin Zehrer – SPD: "...Sanierung und Neubau von Radwegen erfolgt schrittweise. Ein/e Radverkehrsbeauftragte/r kann eine wertvoller Mittler und Ideengeber sein, aber ich teile nicht die Erwartung, dass eine einzige neue Personalstelle im Bezirk für einen schnelleren und besseren Bau von Radwegen garantiert. Dazu braucht es vor allem mehr finanzielle Mittel, die unbedingt bereit gestellt werden sollten, von Land und Bezirk..."

 

Wie nehmen Sie die Situation der Unterbringung von Flüchtlingen im Wahlkreis wahr und werden Ihrer  Meinung  nach weitere Unterkünfte, über die beiden  bereits  geplanten hinaus, für die Aufnahme von Flüchtlingen erforderlich werden?

Maik Penn – CDU: "...Weltweit gibt es inzwischen mehr als 65.000.000 Flüchtlinge, wovon sich ein Bruchteil bei uns aufhält, gerade einmal rund 2 % der Bevölkerung. Deutschland kommt als reichstes und größtes Land Europas nicht umhin, hier seinen Beitrag zu leisten. Dass das in Europa ein schwieriger Prozess wird, war absehbar. Für mich ist hierbei klar: Asylverfahren gehören beschleunigt, ebenso Abschiebungen intensiviert. Wer keine Bleibeperspektive hat, dem dürfen keine falschen Hoffnungen gemacht werden. Wer allerdings - wie ich es fortlaufend tue - regelmäßig in den bezirklichen Flüchtlingseinrichtungen unterwegs und mit den zuständigen Ämtern im Gespräch ist, der wird ein sehr differenziertes Bild erhalten. Kaum jemandem sieht man an der Grenze an, mit welchem Anliegen er oder sie zu uns kommt. Übrigens wurden die Grenzen nicht geöffnet, wir haben schlicht offene Grenzen, da Deutschland keine EU-Außengrenzen hat. Jeder hat hier ein rechtstaatliches Verfahren verdient. Was auch sonst? Keine Partei kann hier per Knopfdruck Lösungen herbeiführen, zumal die Ursachen letztlich an der Wurzel angepackt werden müssen! Für die Verteilung der Flüchtlinge sind Flüchtlingsstaatssekretär Glietsch (SPD) und seine Finanzstaatssekretärskollegin Dr. Sudhof (SPD) zuständig; nach Rücksprache mit den Bezirken. Sozialsenator Czaja (CDU) erhält - entgegen häufiger Berichterstattung – die Standortauswahlentscheidungen im Nachgang nachrichtlich! Es ist also in erster Linie an den Bezirken, hier für eine gleichmäßige Verteilung zu sorgen!..."

Axel W. Sauerteig - Bündnis90/Die Grünen: "...Die Unterbringung vieler Flüchtlinge ist suboptimal. Das Problem der Erstunterbringung scheint sich aber, wenn auch zu langsam, aufzulösen. Weiterhin fehlt aber bezahlbarer Wohnraum für die anerkannten Flüchtlinge, damit sie die Sammelunterkünfte verlassen können. Viel wichtiger scheint mir aber zu sein, daß es an Deutsch- und Integrationskursen mangelt, um den geflüchteten Menschen tatsächlich eine Perspektive bei uns zu ermöglichen..."

Carsten Schatz -Die Linke: "...Die Unterbringung von Flüchtlingen in Turnhallen und Containern ist zügig zu beenden, sodass Alternativen geschaffen werden müssen. Ich bin für eine möglichst dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen und für die Errichtung von mehr bezahlbaren Wohnungen, die allen Menschen, die darauf angewiesen sind, zur Verfügung gestellt werden. Auch hier im Wahlkreis. Bezahlbar heißt für mich allerdings nicht 6,50 Euro. Das ist z.B. schon für Menschen, die von Hartz IV leben müssen, zu viel. Ihnen werden 5,71 Euro bezahlt. Deshalb heißt bezahlbar für mich unter 5,71 Euro..."

Karin Zehrer – SPD: "...Die Unterbringung von Flüchtlingen im Wahlkreis betrifft ja derzeit nur die Gemeinschaftsunterkunft in Hessenwinkel. Diese ist eine vorbildliche Einrichtung und die Einbindung der Bewohner in die Rahnsdorfer Nachbarschaft ist gemessen an den sprachlichen und kulturellen Unterschieden ziemlich gut. Ob weitere Einrichtungen nötig werden, kann ich nicht vorhersagen. Die unglaublich große Hilfsbereitschaft der Friedrichshagener gegenüber der NUK in der Turnhalle der Ahornschule zeigte eine große Menschlichkeit und Weltoffenheit in diesem Ortsteil. Die Bewohner der NUK Friedrichshagen siedeln gern in das Containerdorf Allende II und die GU Hessenwinkel um, haben aber Sorge beim Umzug in die Tempohomes in Altglienicke. Ich hoffe, dass sich die Stimmung dort wandelt, dass sich Helfer zusammen finden und eine Willkommenskultur wie in Friedrichshagen entsteht..."

 

Friedrichshagen steht in der Statistik der Fahrraddiebstähle ganz weit oben, was wollen Sie unternehmen, damit diese unrühmliche Platzierung verschwindet? Gleiches gilt für die Anzahl der Einbrüche in Rahnsdorf.

Maik Penn – CDU: "...Ich sage auch dies nicht, weil Wahlkampf ist, sondern weil es die nüchterne Faktenlage darstellt: SPD und Linke haben bis 2011 rund 1.800 Polizeistellen abgebaut und u.a. den Polizeiabschnitt in der Bölschestraße geschlossen. Innensenator Henkel (CDU) hat seit seinem Amtsantritt rund 1.000 zusätzliche Polizeistellen geschaffen und auch die Einbruchschutzberatung wieder kostenlos gemacht. Bei der Darstellung zu den Einbrüchen in Rahnsdorf muss ich Ihnen nach Rücksprache mit dem Abschnitt 66 widersprechen: die Zahlen sind rückläufig! Keinen Grund, sich auszuruhen, der von Frank Henkel eingeschlagene Weg mit mehr Polizei und besserer Ausstattung muss fortgesetzt werden. Dabei ärgert mich auch die SPD, die seinen Vorschlag nach mehr Videoüberwachung an kriminalitätsbelasteten Orten gestoppt hat. Hierbei geht es eben nicht um eine Überwachung der gesamten Stadt, sondern von Schwerpunktgebieten. Letztes Jahr konnten hierdurch in Berlin zwei Morde aufgeklärt werden, darunter der eines Mehrfachmörders, der so womöglich an weiteren Taten gehindert wurde. An den Bahnhöfen kann ich mir Fahrradparkhäuser vorstellen: bewacht, mit Reinigungs- und Reparaturoptionen. Wäre vielleicht mal eine Idee für eine Unternehmensgründung!..."

Axel W. Sauerteig - Bündnis90/Die Grünen: "...Da gilt es zunächst, wie von mir seit Jahren gefordert, die Radinfrastruktur und hier insbesondere viel mehr gesicherte Abstellflächen an den S-Bahnhöfen sowie Tram- und Bushaltestellen, aber auch in den Einkaufsstraßen, zu schaffen. Seit Jahren fordern wir zudem die Polizei sowohl auf der Straße wie auch bei der Aufklärung von Straftaten zu verstärken..."

Carsten Schatz -Die Linke: "...Ich bin für gut ausgestattete und bürgernahe Polizei und Ordnungsämter, die durch Präsenz Straftaten von vornherein verhindern können..."

Karin Zehrer – SPD: "...Auch in Friedrichshagen wird eingebrochen und manchmal stehen morgens mehr Fahrräder an den Bahnhöfen Rahnsdorf und Wilhelmshagen als abends. Haus- und Wohnungseinbrüche und Fahrraddiebstähle gibt es in beiden Ortsteilen. Was hilft? Vor allem mehr Achtsamkeit. Natürlich brauchen wir auch mehr Ordnungskräfte. Polizei und Ordnungsamt, die den öffentlichen Raum beobachten und schützen. Der beste Schutz jedoch ist ein aufmerksamer Nachbar. Die Polizei bietet eine wunderbare kostenlose Präventionsberatung an, die kann ich jedem empfehlen. Für Fahrraddiebstähle gilt ähnliches: hier kann z.B. eine Codierung Diebe abschrecken und bei der Ermittlung helfen. Natürlich ein großer Missstand, ein Ärgernis, ja, eine Straftat. Ich habe mir - nach zwei gestohlenen Rädern - richtig dicke Schlösser angeschafft. Toi, toi, toi, die hat noch keiner geknackt. Außerdem parke ich keine teuren Modelle am Bahnhof..."

 

Was halten Sie von der Erwartung der Bürger, dass es in Friedrichshagen, vielleicht im Rathaus Friedrichshagen, eine Anlaufstelle zur Polizei und zum Bürgeramt geben sollte?

Maik Penn – CDU: "...Den Vorschlag einer gemeinsamen Dienststelle von Polizei und Ordnungsamt habe ich 2012 gemacht und mit dem Innensenator besprochen. Eine Stellungnahme der Polizeidirektion 6 hierzu fiel aufgrund der Regelungen zur Dienstaufnahme, des Fuhrparks, der Waffensicherung, des Polizeinetzes usw. leider negativ aus. Zudem spielte die Problematik von Mietkosten eine Rolle, wo es inzwischen positive Signale aus der Rathaus Friedrichshagen Projekt GmbH & Co. KG gibt. Hier muss es einen neuen Anlauf geben, etwa hinsichtlich einer mobilen Wache. Wahr ist leider ebenso, dass z.B. die Polizeisprechstunden in Rahnsdorf sehr schlecht besucht sind. Sicherlich auch eine Frage der Öffentlichkeitsarbeit. Mein Ziel bleibt: mehr Polizei vor Ort und das Rathaus Friedrichshagen in weitestgehend öffentlicher Nutzung..."

Axel W. Sauerteig - Bündnis90/Die Grünen: "...Die Konzentration auf zwei Bürgerämter in unserem Bezirk hat nicht die damit versprochene qualitative Verbesserung für die Bürgerinnen und Bürger unseres Bezirkes gebracht. Eine - eventuell auch mobile - Außenstelle des Bürgeramtes beispielsweise im Rathaus Friedrichshagen, wenn auch zu eingeschränkten Öffnunsgszeiten, wäre ein Angebot der kurzen Wege und der Bürgerfreundlichkeit. Ebenso eine Anlaufstelle der Polizei am gleichen Ort, möglicherweise auch in Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt. Alles ist aber eine Frage der personellen Ausstattung und dafür braucht es auch Veränderungen auf Senatsebene..."

Carsten Schatz -Die Linke: "...Schöne Idee, allerdings würden andere Ortsteile dasselbe verlangen. Eines ist aber klar, der Zustand der Bürgerämter ist frustrierend und hier muss es Verbesserungen für die Bürgerinnen und Bürger geben. Ich befürworte einen Kontaktbereichsbeamten für Friedrichshagen, der eine Anlaufstelle im Rathaus haben sollte..."

Karin Zehrer – SPD: "...Ja, das wäre richtig gut! Gut vor allem, wenn wir uns das leisten könnten. Jedoch ist das Online-Angebot von Polizei und Bürgerämtern vielen gar nicht bekannt. Für eine polizeiliche Anzeige und einfache Dienste muss man heutzutage nicht mehr physisch anwesend sein. Das ist eine häufig unterschätzte Erleichterung im Alltag, die auch ohne räumliche Nähe von Bürgeramt und Polizei gut funktioniert. Das zeitliche Eintreffen von Polizei und Ordnungsamt an Einsatzorten ist sicher immer verbesserungswürdig, muss aber nicht an einer Dienststelle vor Ort hängen..."

 

Wenn Sie einen Lieblingsort in Friedrichshagen und Umgebung benennen müssten, welcher wäre das und warum?

Maik Penn – CDU: "...Das freischwimmende Blockhausrestaurant SpreeArche finde ich toll, ebenso gibt es in Rahnsdorf bezaubernde Ecken am Wasser, aber auch das Flair der Bölschestraße ist einmalig in dieser Stadt!..."

Axel W. Sauerteig - Bündnis90/Die Grünen: "...Für mich zuerst die vielen Wald- und Wasserflächen, in die Friedrichshagen eingebettet ist, dazu die Bölschestraße als Einkaufsmeile, natürlich das Strandbad als Erholungsort und das Alte Fischerdorf Rahnsdorf an der Müggelspree..."

Carsten Schatz -Die Linke: "...Mein Lieblingsort ist irgendwo am Müggelsee. Weil ich dort gern „abhänge“ und die Ruhe und den Blick auf den See und den Himmel genieße. Zu einem hektischen „Tempo, Tempo!“-Leben ein wichtiger Kontrapunkt..."

Karin Zehrer – SPD: "...Natürlich ein Ort am Müggelsee. Das Strandbad … das wird Sie nicht überraschen..."

 

Unsere letzte Frage: Wie stellen Sie sich Friedrichshagen, Rahnsdorf und Umgebung im Jahr 2021 vor?

Maik Penn – CDU: "...Weiterhin gemütlich, ja, etwas dörflich und trotzdem nah dran, um schnell mal "in die Stadt" zu fahren..."

Axel W. Sauerteig - Bündnis90/Die Grünen: "...Möglichst noch grüner als heute, mit einer weiterhin belebten Bölschestraße, mit einer langfristigen Lösung für das Strandbad, mit einer verbesserten Radverkehrsinfrastruktur, mit optimalen ÖPNV-Verbindungen und der Möglichkeit nicht nur Erstligaspiele der Volleyballerinnen des Köpenicker SC, sondern auch in der Alten Försterei zu sehen..."

Carsten Schatz -Die Linke: "...Als Orte, an denen Menschen mit guten, mittleren und niedrigen Einkommen bei möglichst wenig Fluglärm, umgeben von Wald und Wasser, friedlich zusammenleben..."

Karin Zehrer – SPD: "...Friedrichshagener, die nach Lärmschutzmaßnahmen der Bahn und Sanierung von ÖPNV und Bölschestraße geteilter Meinung sind über den riesigen Andrang von Touristen und Gästen. Zufriedene Geschäftsleute, die die Durststrecke Baustelle gut überstanden haben. Rahnsdorfer, die sich nicht mehr daran erinnern, dass mal irgend jemand irgend etwas gegen die neuen Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft in Hessenwinkel haben konnte. Ein saniertes Strandbad Rahnsdorf, das es in die TOP 10 der Berlin-Reiseführer geschafft hat. Köpenicker, die sehen, dass der Regionalbahnhof endlich gebaut wird. Vernünftig dimensionierte Einzelhandelsgeschäfte und eine attraktive Entwicklung am Bahndamm. Kinder, die in gut ausgestatteten, sanierten und barrierefreien Schulen gern lernen..."

 

 

Auch im Namen unserer Leser bedankt sich die Redaktion des Friedrichshagener Schirms für die Antworten.