Dr. Marz über russische Soldaten nach dem Krieg


1. Episode
Die sowjetischen Besatzungstruppen hatten in Friedrichshagen in der Peter-Hille-Straße (Straßenabschnitt Aßmannstraße–Lindenallee) ihr Zuhause. Wenn ich als Kind die Lindenallee passierte, um in die Schule zu gelangen, standen oft die Russen hinter einem hohen, grünen, hölzernen Zaun und sprachen mich an.

Ich sollte ihnen Alkohol besorgen, wozu sie mir Geld durch die Astlöcher im Zaun steckten. Ich tat es des öfteren. Einmal bekam ich allerdings keinen Schnaps, sondern kaufte Bier. Wie üblich reichte ich die Flaschen über den Zaun.

Dann kam die Überraschung: Die Flaschen flogen im hohen Bogen über den Zaun zurück und zerschellten auf dem Pflaster der Lindenallee. Die Russen schimpften, und ich floh nach Hause.

2. Episode
Ein Teil der Beamtensiedlung „Stillerzeile – Löbauer Weg“ war im Krieg zerstört worden. Das Ruinen- gelände nutzten die Russen als militärisches Übungsgelände, das heißt sie trainierten die Hausbesetzung. Wir Kinder schauten manchmal zu.

Einmal kam ein Soldat auf mich zu und und zeigte mir einen von seiner Uniform abgerissenen Knopf. Ich ging nach Hause, holte Nadel und Faden, so dass der Knopf wieder angenäht werden konnte. Ich erhielt 50 Pfennige als Belohnung.