Zeit-Fenster Nummer 12 - Bronzenes für die Welt - aus Friedrichshagen!



Der mit zahlreichen Orden und Auszeichnungen geehrte Hofbildgießer Hermann Gladenbeck verlegte seine florierende Bronzegießereifirma Hermann Gladenbeck & Sohn  1888 von der Berliner Münzstraße an den Rand der Stadt, in den kleinen Ort Friedrichshagen.

Gebäude der ehemaligen Gießerei, um 1996


Auf einem Gelände zwischen Ahornallee und Wilhelmstraße (der heutigen Peter-Hille-Straße) entstand in kurzer Zeit die damals modernste Bronzegießerei Europas, die seit dem 6. April 1888 als Aktiengesellschaft vormals H. Gladenbeck & Sohn firmierte.

Zunächst von den Einwohnern Friedrichshagens mit starken Protesten kritisiert, befürchteten sie doch für ihren beschaulichen Kurort Schmutz und Lärm, gewöhnten sie sich schnell an die Existenz dieser berühmten Firma. So waren die neuen Arbeitsplätze bei der hiesigen Bevölkerung sehr begehrt und auch der gute Ruf des Betriebes, der weit über die Grenzen Deutschlands hinaus reichte, erfreute die Lokalpatrioten sehr. Auch die gelegentlichen Besuche Kaiser Wilhelm II. oder eines Prinzen des Preußischen Herrscherhauses , die die von ihnen in Auftrag gegebenen Kunstwerke hier inspizierten, erfüllten so manchen monarchistisch eingestellten Friedrichshagener mit Stolz.

ehemaliges Standbild auf dem Marktplatz, um 1910


Doch nicht nur „eherne Abbilder deutscher Herrscher und Kriegsherren“ entstanden in den hiesigen Werkstätten, auch bedeutende Denkmäler fast aller deutschen Geistesgrößen: Dichter, Künstler, Wissenschaftler wurden hier in Bronze gegossen.

Für Friedrichshagen entstand das von Felix Görling entworfene und 1904 auf dem Marktplatz enthüllte Denkmal Friedrich II.

In Folge großer Differenzen zwischen der Geschäftsführung der Aktiengesellschaft und geldgebender Bankhäuser gab es 1892 nachhaltige Veränderungen in der Firmenleitung. Die Söhne Oscar, Alfred, Walter und Paul Gladenbeck verließen die Firma und gründeten, unterstützt von ihrem Vater Hermann, eigene Firmen, so dass es bald darauf drei Gladenbecksche Gießereien in Friedrichshagen gab. Ein neuer Standort wurde zum Beispiel in der Seestraße 113 (heute: Müggelssedamm 123) gefunden. Dort etablierte sich die Firma Gladenbeck’s Broncegiesserei. Inhaber: Walter und Paul Gladenbeck.

Alle Firmen produzierten in bester Qualität aber nun in heftigstem Konkurrenzkampf untereinander! 

Nur Spezialisten konnten und können die Unterschiede der Bronzen feststellen, im allgemeinen heißt es auch heute noch ohne Firmenunterschiede zu machen: ....„gegossen bei Gladenbeck“.

 


In den folgenden Jahren der Wirtschaftskrise, neue Denkmäler wurden kaum noch benötigt, fanden auch die Künste der Bronzegießereien ein Ende. 1926 wurde als letzte der Gladenbeckschen Firmen die Aktiengesellschaft aufgelöst.

 

Doch was ist aus den Hunderten der Denkmäler und Skulpturen geworden, wo sind sie geblieben?

Göttin auf der Siegessäule in Berlin

Ein großer Teil wurde in den Jahren der zwei Weltkriege abgebaut und eingeschmolzen.

Doch immer noch stehen zum Beispiel: das Fritjof-Denkmal am Vangnes-Fjord in Norwegen, der Monumentalbrunnen in Santiago de Chile, das Denkmal Alexander von Humboldts in Philadelphia/USA oder der Brunnen der „Drei tanzenden Mädchen“ im Central-Park von New York.
Auch die Göttin auf der Siegessäule, das Schinkel-Denkmal und der Neptunbrunnen in Berlin oder das Denkmal für Ibsen in Oslo und das Marine-Standbild in Swakopmund in Namibia sind noch zu besichtigen, wie auch die Luther-Denkmäler in Berlin, Eisleben, Erfurt und Hannover, um nur einige zu nennen.

Darüber hinaus gibt es unzählige kleine Kaminbronzen und Statuetten, die in Archiven, Depots oder Privathaushalten zu finden sind oder in aller Welt hoch gehandelt werden.


Und so ist an zahlreichen Orten ein kleines Stück Friedrichshagen–Geschichte, gegossen in Bronze auch heute noch zu finden!

Weiteres zu „Bronzenes aus den Gladenbeckschen Gießereien“ gibt es in den Friedrichshagener Heften Nr. 22, 38-40 und 57 (4 Teile) der Autoren Rolf und Inge Kießhauer.
In Kürze erscheint die überarbeitete Firmengeschichte 1851 - 1926 als Friedrichshagener Heft Nr. 65.

K.B. nach einem Text von I. u. R. Kießhauer