29.10.2015


Sie können mich ja verklagen!?

Kleiner Gedankenüberfluss

Foto: -paz-

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Wer hat nicht schon vor der schwerwiegenden Entscheidung gestanden, wie man sich des unweigerlich anfallenden Mülls entledigt, den unser tägliches, schnelllebiges und mobiles Leben hervorbringt.

Einige ältere Friedrichshagener erinnern sich wie ich sicher noch an Zeiten, in denen die prozentuale Wahrscheinlichkeit etwas höher gelegen hätte als heute, in der Öffentlichkeit einen Anranzer von Mitmenschen zu bekommen, wenn man Zeug auf den Boden geworfen, Werbeflyer trotz ablehnendem Hinweis auf dem Briefkasten in selbigen gestopft oder beschuhte Füße auf Sitzflächen platziert hätte.

Natürlich soll es nicht um eine neue Meckerkultur oder Selbstjustiz gehen. Weder das Eine noch das Andere haben Vorbildwirkung.

Doch die Frage sei erlaubt: Haben wir den Sinn für das Leben um uns herum verloren? Nehmen wir es nicht mehr wahr, dieses Vorher und Nachher? Was in uns sträubt sich dagegen, es nicht nur wahrzunehmen, sondern auch die Wahrnehmung in praktisches Handeln umzusetzen? Ist es Resignation?

Die Fragestellung scheint immer häufiger zu lauten: Warum soll ich nicht? Und nicht wie früher: Soll ich?

Der da macht es doch auch. Die da schert sich auch nicht darum, ob ihr turmhoher Kaffeebecher auf der Sitzbank einfach nur der Ausdruck kompletter Ignoranz gegenüber den Mitmenschen ist? Na jetzt übertreiben Sie aber mein Lieber!

Wir liken auf Facebook oder Twitter die klugen Statements berühmter Leute wie Konfuzius und Einstein, aber bei den Kleinigkeiten des täglichen Lebens nehmen wir es dann nicht gaaaanz so genau. Oder? Wir haben explizite Vorstellungen davon, wie das mit dem Weltfrieden zu bewerkstelligen wäre, aber scheitern beim Türaufhalten?

Immer mehr Vorschriften, die etwas regeln (sollen), stehen immer mehr Übertretungen selbiger gegenüber. Besteht eventuell sogar ein direkter Zusammenhang zwischen dem Aufstellen von Vorschriften und dem Hang zur Übertretung?

Ist es ein Triumphgefühl, der letzte Außenposten freier Entscheidungsfindung in einer durchorganisierten Welt des Tempos und der Effizienz? Hier bin ich ich? Hier darf ich's sein?

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