16.02.2015


Kino Union wurde Festivalpalast

„Berlinale goes Kiez“ in Friedrichshagen

Karten waren im Vorverkauf vergeben

Andrang beim Einlaß

Laura Tonke

Zuschauer auf dem Rang

Kinopate Henry Hübchen

Andreas Dresen im Zuschauergespräch

Eigentlich sollte es 2010 nur einmal stattfinden, das Ausschwärmen  des Festivals samt rotem Teppich in die Bezirke Berlins. Das Erstaunen darüber, dass „die Welt“ nicht nur in der Innenstadt willkommen ist, ließ umdenken. In diesem Jahr war es wieder so weit.

Scheinwerfer, Roter Teppich, Illumination mit Bär in der Bölschestraße. Vor fünf Jahren war einer der ersten, der den frisch ausgelegten Roten Teppich und das Programmkino betrat, der Festivaldirektor Dieter Kosslick persönlich.   
Sein Staunen über das Vorfinden und Erleben dieses Filmtheaters als sozialen Raum ist mir noch gut im Gedächtnis. Da fielen  dann Sätze wie „So etwas habe ich noch nicht gesehen“ und „Hier ist wahre Kinokultur“.

In diesem Jahr kam er nicht persönlich, aber die die Protagonisten der beiden gezeigten Filme und Kinopate Henry Hübchen. Hübchen ist bei uns auch bekannt als Bürgermeister aus dem Leander-Hausmann-Film "Hai-Alarm am Müggelsee", der im Union ein ganzes Jahr lief.

In der Kategorie Forum lief beim diesjährigen Festival „Heidi Schneider steckt fest“ von Sonja Heiss und im Wettbewerb der Andreas Dresen Film "Als wir träumten".

Der Andrang war groß. Besonders beim spätabendlichen Dresenfilm mussten viele Besucher abgewiesen werden. Einschließlich Podiums- und Publikumsdiskussionen mit Regisseuren, Schauspielern und Produzenten  wurde die Nacht zum Tage.

Im ersten Film gerät die fröhliche Welt einer mustergültigen Familie plötzlich aus den Fugen, als die sorglose Hedi plötzlich Panikattacken erleidet. Großartig die von Laura Tonke gespielte Hedi.

In „Als wir träumten“ wird von Andreas Dresen ein Sujet entfaltet, das wir so von ihm nicht erwarteten. Der Film ist unerwartet laut und kraftvoll. Techno – Beats stellen Forderungen an die Tonanlage eines Kinos. Das Union zeigt, dass in einem alten Kino mit nostalgischem Charme – immerhin flimmerte hier vor 102 Jahre der erste Film über die Leinwand - modernste Technik installiert sein kann.

Der Film  beginnt: „Als wir träumten war der Stadtrand von Leipzig die Welt. Die DDR war weg und wir waren noch da. Pitbull war noch kein Dealer. Mark war noch nicht tot. Rico war der größte Boxer und Sternchen das schönste Mädchen, doch sie hat mich nicht so geliebt wie ich sie. Alles kam anders. Aber es war unsere schönste Zeit…“

Die ganze Geschichte zu erzählen ist hier nicht am Platze. Statt dessen paar Zeilen aus dem Blog von U. Gellermann:

 „Andreas Dresen: Wie in Zelluloid geätzt steht der Namen des Filmemachers, der seine Ausbildung noch bei der DEFA genoss, in großen Lettern im Kopf von Kritikern und dem klügeren Teil des Kinopublikums. Nun legt er mit "Als wir träumten" einen Film vor, der die Ost-Absteiger im nachwendlichen Leipzig zeigt. Schon die Eingangsbilder der Arbeit beschreiben einen der vier Jungs als Heroin-Krüppel in einem Keller-Versteck. Das Einstiegsversprechen wird bis zum Ende eingehalten: Aus den vier Protagonisten wird auch im weiteren Verlauf des Films nix. Wer bei den Figuren in Dresens früheren Filmen deren Entwicklung schätzte, reibt sich die Augen: Das Milieu am Rande Leipzigs ist in den frühen 90ern vom Autoklau, Scheibenklirren, Disco-Musik und Drogenhandel geprägt. Ein paar kriminelle Skins sorgen für jede Menge Schlägereien, eine Oma für den Rührfaktor und Rückblenden zur Schulzeit der Helden, als sie noch Junge Pioniere waren, ziehen eine dünne Linie vom falschen alten DDR-Selbstbild zu den neuen Moment-Aufnahmen. Es hat sich ausgeträumt, erzählt Dresen. Von der Treuhand, den irren Arbeitslosenzahlen jener Zeit, dem Abstieg der DDR-Eliten ins Nichts oder die Unterwerfung, wird nichts erwähnt. Das Unten verkommt, das Oben kommt nicht vor. Auch so geht deutsche Einheit.“

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