28.03.2018


Barrierefreies Reisen immer noch keine Selbstverständlichkeit


Pflegestützpunkt Myliusgarten informierte zum 1. Thementag im Jahr 2018

Ordentlichen Zuspruch, ein paar Plätze blieben vor allem aufgrund der winterlichen Wetterverhältnisse leer, und aktive Teilnahme fand der 1. Thementag 2018 des Pflegestützpunktes Myliusgarten in den Räumen des Kiezklub Vital am Freitag, den 16.3.2018.

André Scholz vom Verein "Reisemaulwurf" informierte über die Möglichkeiten, die Menschen mit Handicap jeden Alters und/oder Pflegebedürftige haben, dem Alltag zuhause mal den Rücken zu kehren und durch eine Reise am Leben teilzuhaben.

Herauszuhören war, dass Anbieter wie "Runa-Reisen", die selbst die Urlaubsziele auf Barrierefreiheit checken, eher noch die Ausnahme darstellen. Obwohl die Kosten je nach Umfang der Unterstützungsbedürftigkeit stark variieren würden, seien Reisen für Menschen mit Handicap häufig um einiges teurer als "normale" Pauschalreisen. Bedacht werden sollte dabei auch, dass eine Mitfinanzierung über die gesetzliche Pflegeversicherung nicht möglich sei, da Reisen Privatsache ist.

Nicht selten taucht bei näherer Betrachtung das Problem auf, dass Hoteliers sich aufgrund von Beschwerden der "Normalreisenden" eher scheuen würden, Unterkünfte so zu konzipieren oder Personal so zu qualifizieren, dass sich ein qualitativ annehmbares Reiseerlebnis für Reisende mit Handicap ergibt.

Partner in vielen Fragen zu barrierefreiem Reiseerlebnis können die AOK Nordost, die Deutsche Bahn Mobility&Travel oder die AIDA-Linie sein, die bereits heute einen annehmbaren Standard anzubieten hätten. Amerikanische Veranstalter seien im Schnitt ebenso weiter als wir in Deutschland. Die Nordseeinsel Sylt wurde als positives Beispiel für Heimatregionen benannt. Die AWO habe ein Konzept "Urlaub und Pflege" auch für Demenzkranke im Angebot und für Menschen mit täglichem Pflegebedarf sei auch das "Pflegehotel Ratzeburg" empfehlenswert. Positive Beispiele für gelungene barrierefreie Angebote sind z.B. erkennbar, wenn es Strand- oder auch Schwimmrollstühle auszuleihen gäbe.

Einige Besucher berichteten auch von eigenen Reiseerfahrungen mit Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Schwerhörigkeit, Rollstuhl und Problemen bei der Reiseplanung durch Dialyse, Sauerstoffgeräte, Diabetes oder Chronical Obstructive Pulmonary Disease(COPD).

Barrierefreies Reisen mit oder ohne Angehörige kann auch ein wichtiger Schritt heraus aus Kreisläufen sein, die zu Erkrankungen bei Pflegepersonen führen. Viele Pflegepersonen haben kaum noch Privatleben. Ein Drittel der Angehörigen von Pflegebedürftigen seien kränker als der Durchschnitt der Bevölkerung. Pflegepersonen hätten 51% mehr ärztliche Diagnosen als der Durchschnitt und jeder sechste Angehörige leide früher oder später an einer Depression.

Wie es eine Besucherin auf den Punkt brachte:"Wieder miteinander sprechen, wo vorher Sprachlosigkeit war".

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