25.08.2016


Geschichten aus dem alten Berlin


Neues aus der alten Zeit

Der Bahnhof Erkner um 1901

Ausflug zum Kurpark um 1898

Erwin und Gabriele sind seit drei Jahren glücklich vermählt.

Er möchte seiner Liebsten etwas bieten und sie freut sich auch über Kleinigkeiten. Endlich vor drei Monaten, eine eigene kleine Wohnung. Direkt in der Brunnenstraße, hier schießen die Häuser wie Pilze aus dem Boden.

Erwin hatte Schwein, eine Familie wohnte in dieser Wohnung vorher trocken. Trockenwohnen war eine begehrte Art, billig ein Dach über dem Kopf zu bekommen. Im Neubau einziehen und ein Jahr ohne Miete "trockenwohnen". Manche zogen dann aus und gleich wieder rein in eine neue frische Wohnung. Für Erwin und Gabriele war das nichts, beide hatten Anstellung und wollten genau da wohnen.

Was für ein Zufall, sie lernten sich bei der AEG kennen. Die Firma war riesig, Erwin war Mechaniker und Gabriele rechnete seinen Lohn aus. Irgendwann hat es dann gefunkt, in der AEG keine Seltenheit.

Bei schönem Wetter zog es die Beiden an den freien Sonntagen immer öfter raus auf's Land. Mit dem Rad nach Summt oder Mühlenbeck. Dort gab es herrliche kleine Seen...

(E) "Gabi kommenden Sonntag jeht's raus nach Friedrichshagen!

(G) Erwin wo ist das denn, hab ick noch nie jehört.

(E) Da wirste staunen, et jibt dort Seen, Wälder und Kultur, meen Meister war schon da.

(G) Erwin wie soll'n wa denn da hinkommen?

(E) Ick verspreche, in 90 Minuten sind wa mitten im Friedrichshagener Kurpark. Dort soll es herrliche Weje unter jroßen Bäumen geben und eine sprudelnde Quelle und Kaffee trinken kannste da och.

(G) Sowat schönet jibt's in Friedrichshagen, und wie komm wa da hin Erwin?

(E) Janz einfach, wir loofen bis zur Ringbahn und steijen Stralau-Rummelsburg um. Von da mitte Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn bis Friedrichshagen.

(G) Sach bloß det Kaff hat 'nen eigenen Bahnhof?

(E) Keen richtigen aber 'nen Haltepunkt, da kannste jenau so aussteijen. Sacht meen Meister und der war schon da."

Der Sonntag war ein voller Erfolg für die beiden. Der Kurpark zeigte sich von der schönsten Seite. Erwin spendierte Kaffee und Torte für seine Liebste und an der Quelle saßen sie über eine Stunde auf einer Parkbank. Unter den schönen Bäumen merkten sie die Hitze überhaupt nicht.

Durch die Friedrichstraße wanderten sie zum herrlichen Müggelsee. Schuhe wurden beiseite geworfen und ab mit de Beene ins kühle Nass.

Kaum zurück im Dampfzug Richtung Ostbahnhof, schlief Gabi auf ihrem Sitzplatz ein.

(G) "Erwin, dass es so schön in deinem Friedrichshagen is hätte ick ja nie jedacht.

(E) Na siehste, Berlin hat eben 'ne schöne Umjebung."

 

Alexander Braun

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