30.10.2012


Letzte Disco

Noch darf getanzt werden, im ABC

Jeden letzten Freitag im Monat findet er statt, der Disco-Abend für Menschen mit und ohne Handicap.

So ist es auch am letzten Freitag im November. Der große Saal vibriert im Rhythmus der Bässe. Die Stimmung ist fantastisch und voll ist es auch wieder – wie eh und je.

Andreas, vom Verein „Das fünfte Rad e.V.“ der Behindertenhilfe Köpenick, der diese Disco seit Jahren organisiert, hat erst vor kurzem erfahren, dass schon jetzt und nicht erst im November Schluss ist.

Seine Enttäuschung ist groß. Als er in der Musikpause die schlechte Nachricht per Mikro an das Publikum weitergibt, ist die Enttäuschung allgemein. Schnell gibt er dann das Versprechen, es geht weiter, irgendwie.

Erleichterung im Saal – es wird weiter geschwoft. Harter Techno – Rhythmus wechselt mit Schmusesongs.

Die Sorge des „wie weiter“ bleibt dem Verein, wenn auch eine Übergangslösung seitens des Bezirks avisiert ist. Andreas würde sich allerdings wohler fühlen, wenn er einen Anbieter mit entsprechenden Räumlichkeiten finden würde. Das Vertrauen zu den Bezirksverantwortlichen in Köpenick scheint gelitten zu haben.

Die Angebote für Menschen mit Behinderungen sind rar. Schließlich gilt dieses Angebot  vom  Fünfte Rad e.V., als Beispiel für gelebte Inklusion von Menschen mit Handicap in ganz Berlin. 

Da verdient das Vereinsziel, der gesellschaftlichen Ausgrenzung von Menschen mit einer geistigen Behinderung und psychisch kranken Menschen entgegenzuwirken und dabei behilflich zu sein, dass dieser Personenkreis ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen kann, unser aller Unterstützung.

Genau an diesem Freitag fand ein großer Festakt zum einhundertsten Bestehen einer anderen großen Organisation für Behinderte, dem Blinden- und Sehbehindertenverband statt. Bundespräsident Joachim Gauck kündigte auf seiner Festrede an, sich zukünftig verstärkt für behinderte Menschen einzusetzen. Wörtlich sagte er: "Ich möchte mein Amt nutzen für das Thema Inklusion, ich möchte ihm Gehör verschaffen."

Das wurde  hoffnungsvoll zur Kenntnis genommen. Wenig war in den Medien zu erfahren, dass auch vor einer Entsolidarisierung der Gesellschaft gewarnt wurde. Soziale Aufgaben sollten nicht wirtschaftlichen Interessen überlassen werden.

Den ABC–Betroffenen zu helfen wäre doch ein kleiner Anfang.

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