05.06.2009


Erfolgreicher Start des Deutschen National-Theaters Fritzenhagen

Das "Phantom der Operette" ist eine höchst vergnügliche Bereicherung des Friedrichshagener Kulturlebens.

Gestern besuchte ich mit meiner Gattin die Aufführung des Schauspiels. Mangels Ausbildung als Kunstkritiker enthalte ich mich einer ausführlichen Würdigung und sage nur eins: HINGEHEN! Buchungshinweise am Ende des Artikels.

 

Mit freundlicher Genehmigung des Autors, Herrn Wolfgang Kasper, gebe ich nun den Bericht über die Eröffnung des Deutschen National-Theaters Fritzenhagen der geneigten Leserschaft zur Kenntnis.

 

Alles war bestens vorbereitet, auch der Wettergott brachte sein Wohlwollen mit fein abgestimmten Temperaturen und regenfreiem Himmel zum Ausdruck. Und so konnten die eintreffenden Gäste im reizvollen Ambiente der vor wenigen Jahren liebevoll wieder hergerichteten Baulichkeiten im Stil der italienischen Renaissance noch die frische Luft genießen und sich im Freien ergehen.

 

Die Spree floß ruhig dahin, hier, wo sie den Müggelsee verlassen und den berühmten Spreetunnel soeben überquert hat, der, was nicht ganz bekannt ist, ja auch kinematographische Historie geschrieben hat, nämlich in der Schlußsequenz des so bekannten wie tendenziösen Lichtspiels „Kuhle Wampe“.

 

Die großen Bäume am jenseitigen Ufer rundeten den Blick in angenehm beruhigender Weise ab. Die blonde junge Serviererin bemühte sich, den Wünschen der munter plaudernden Gäste zu entsprechen, welche übrigens später angesichts der Rechnung durchaus Fassung bewahrten. Das Studium der Getränkekarte ist zu empfehlen, es finden sich auch Angebote in relativ freundlichen Bereichen.

 

Der reizende kleine Palast direkt am Wasser unter einer riesigen Linde, Krönung des architektonischen Ensembles, das heute gediegener Restauration den Rahmen gibt - zu empfehlen ist übrigens die obere Terasse mit einzigartigem Blick auf Spree und See - ist nunmehr zu bestimmten Zeiten der Göttin Thalia als Tempel geweiht. Einige Anwesende hatten das Innere im neoklassischen Stil schon ausgekundschaftet, auch um einen der begehrten Plätze zu sichern – aber erst kurz nach der achten Abendstunde öffnete Generalintendant Herr Peter Waschinsky, gekleidet in dunkelrotes Sakko eines, wie man raunt, namhaften Couturiers (Gerüchte behaupten allerdings standhaft, das Stück stamme aus einem gewissen Container, aber nun, die Herkunft der Garderobe mancher ehrenwerten Gäste erschien noch ungeklärter, wenn auch keineswegs stillos), sowie im bekannt-traditionellen bajuwarischen Beinkleid, was seine kräftige Wadenmuskulatur wieder einmal gut zu Geltung brachte, Herr Generalintendant schob also die Flügel der Tür des kleinen Palastes auseinander und erhob die Stimme. Allgemeine Stille trat ein. Nach einer feierlich-freundlichen Begrüßung der Gäste erklärte er das Deutsche National-Theater Fritzenhagen für eröffnet. Man strömte erwartungsfroh hinein.

 

Nicht nur zwei vierjährige Besucher, nein auch das anwesende Baby schwieg ergriffen. Übrigens auch im Folgenden. Aus gut unterrichteten Kreisen machte die Nachricht die Runde, es handele sich um den Sohn des Hauptdarstellers. Offensichtlich wurde ihm Kunstempfinden vererbt.

 

Nachdem alle Anwesenden auf den 25 Stühlen und zudem zwei elektronische Kameras sehr unterschiedlicher Größe zwecks Aufzeichnung des Ereignisses für die Nachwelt, darunter die eines nicht gänzlich unbekannten Senders aus den Tiefen Brandenburgs, Platz gefunden hatten – jeden weiteren Gast hätte man notgedrungen des übervollen Raumes verweisen müssen – sollte sich der Vorhang öffnen. Es gab aber keinen. Oder nur einen schmalen von warmem Dunkelrot, leicht ins Violette changierend, umgeben von künstlerisch ansprechenden Dekorationsmalereien des Generalintendanten, welche die drei Quadratmeter der Bühne weitgehend füllten.

 

Nun begann das Festspiel unter dem verheißungsvollen Namen „Das Phantom der Operette“ – als Voraufführung. Herr Kammersänger Mario Ecard gab zumnächst mit psychologischem Einfühlungsvermögen eine Fledermaus, übrigens in Originalgröße. Im direkten Anschluß erschien Herr Kammersänger als dienstbarer Geist, später verkörperte er – und wie man sich einig war, überzeugend - ein gewisses Phantom. Weiterhin übernahm er auch die Rolle der Königin der Nacht, deren Koloraturen nach allgemeinem Empfinden durchaus an Frau Callas erinnerten.

 

Aber bevor ich mich in die Feinheiten des immer wieder von Zwischenapplaus und frohem Gelächter unterbrochenen musikalischen Dramas verliere, gar in die exzellente Wiedergabe der Compositionen der Herren Offenbach, Zeller und Strauß junior durch den Generalmusikdirektor Herrn Jan Jachmann mittels eines sogenannten Schifferclaviers – somit an die Vergangenheit des Ortes erinnernd, wo früher die Spreeschiffer einkehrten - wiedergegeben durch modernste Grammophontechnik, möchte ich der geschätzten Leserschaft hier einige vertrauliche Einzelheiten über Herrn Ecard zukommen lassen: Man munkelt, er sei keineswegs mit diesem klangvollen Namen geboren. Nein, in Wahrheit stünde in seinem Namen an dritter Stelle ein k. Aber dies sind, wenn auch interessante, Details. Herr Ecard machte an diesem Abend nicht nur bei den Damen Furore, soviel steht fest.

 

Als man jedenfalls zur Pause nach draußen schritt, hatte ausgelassenste Stimmung Raum ergriffen und – so darf man sagen – hielt noch bis zu später Stunde ungebrochen an. Nur für eine hochsensible Figurenkünstlersgattin erfüllte das Erlebte offensichtlich nicht die Erwartungen an künstlerisch Wertvolles, nichts hielt sie hier mehr, sie zwang ihren Gemahl zum Verlassen des Ortes. Einzelheiten und Hintergründe des Dramas, was im Übrigen das Festgeschehen auf seine Art dezent belebte, waren leider nicht in Erfahrung zu bringen.

 

Auch des hochkünstlerischen Bühnenwerkes zweiter Teil unterhielt mit dichterischen Arabesken des Autors (Herr Generalintendant persönlich), hübschesten Varietäten sowie Herrn Ecards Gesangskünsten aufs Erfreulichste und als zu guter Letzt der Schlußapplaus aufbrauste und dem Künstler vom Generalintendanten ein riesiger Rosenstrauß überreicht ward, übrigens sehr geschmackvoll auf Pappe gemalt, konnte sich Herr Ecard der Forderungen nach Zugaben kaum erwehren. Er wiederholte den ersten Teil des Finales, einschmeichelnde Klänge aus Herrn Offenbachs Feder zu wohlgesetzten Reimen des Verfassers (Herr Generalintendant persönlich).

 

Dann endete das Gesamtkunstwerk endgültig in den Wogen des Beifalls aus 25 Händepaaren und fand seine Fortsetzung im munteren Geplauder sowohl im als auch vor dem prachtvollen Festspielhaus. Man befand, sich außerordentlich gut unterhalten zu haben und beglückwünschte alle Beteiligten am Unternehmen aufs heftigste. Frau Jachmann, Mutter des Generalmusikdirektors Jan Jachmann, die wie so viele Damen mit ihrer charmanten Anwesenheit das Fest verschönte, darunter übrigens auch drei aparte Vertreterinnen der Treptow-Köpenicker Kulturobrigkeit – man sprach in gut unterrichteten Kreisen sogar von einem dreistelligen Betrag im mittleren Bereich, mit dem selbige Behörde die musikalische Seite des Unternehmens großzügig unterstützt hatte -, Frau Jachmann also ließ es sich nicht nehmen, sich in die Gewänder einer niederen Charge zu hüllen, welche Herr Ecard eben auf der Bühne noch gegeben hatte. So trotzte sie noch eine geraume Weile der hereinwehenden Kühle des nahen Müggelsees.

 

Der von nahezu allen Anwesenden als äußerst gelungen empfundene Abend fand sein Ende, als die Mitternacht nahte, sich die letzten Gäste, immer noch heiter beschwingt, die Stätte verließen und nur noch der Mond das Ganze mit sanftem Schein beleuchtete.

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Das Musikdrama „Phantom der Operette“ wird es weiter geben: Vom 17. Juni bis 16. Juli jeden Donnerstag zur achten Abendstunde.

 

Wenn Sie den folgenden Link anklicken, finden Sie das offizielle Programm als PDF-Download: Programm

 

Reservation: marioecard[at]aol.com Tel. (030) 645 20 30 (nur nach Bestätigung durch die Generalintendanz gültig!).

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