28.12.2016


Tennis ist (fast) mein ganzes Leben

Eine junge Sportlerin hat ihre Ziele im Blick

Fokus ist (fast) alles (Foto: Deutschmann)

Schultag - Check. Vorbereitung auf das abendliche Training - Check. Anreise aus Bernau zum Gesprächstermin - Check. Ungeachtet ihrer Jugend und ihres gewinnenden Lächelns wirkt Leony Deutschmann konzentriert. Das (fast) tägliche Training, auch abseits des "Centercourts", der regelmäßige Wettkampf mit anderen Spielerinnen, gerade in einer Einzelsportart wie dem Tennis, fordert nicht nur vorhandenes Talent. Mindestens so wichtig scheint der Wille, sich selbst und das Talent zu entwickeln und ein familiäres Umfeld, welches diesen Weg unterstützt.

Das Spiel am Netz weiter zu entwickeln, sei jetzt eines der sportlichen Nahziele. „Meine gute Vorhand sowie mein Ehrgeiz und Kampfgeist haben mir in den letzten Jahren sehr weitergeholfen“, meint die Schülerin, die ihre Liebe zum Tennis relativ spät entdeckte. Erst mit zehn Jahren griff Leony zum ersten Mal zum Schläger. Leider - wie sie heute sagt. Denn je früher Kinder mit einer sportlichen Aktivität beginnen würden, desto höher sei die Wahrscheinlichkeit, später einmal im Profisport ganz oben angreifen zu können. Aktuell trainiert sie 4x pro Woche.

In ihrer Altersklasse braucht sich die fast 16-Jährige vor keiner Gegnerin zu verstecken. Im Verein darf man sie wohl als derzeit stärkste weibliche Spielerin bezeichnen. In den kommenden Monaten möchte die inzwischen für den 1906 gegründeten Tennis-Club Orange-Weiß Friedrichshagen (Anm.: wo der Autor in den 80er Jahren ab und an dem 47-fachen DDR-Meister Thomas Emmrich zuschauen durfte) spielende Bernauerin vor allem an der Verbesserung Ihrer Ranglistenposition arbeiten. Die Top 100 von Deutschland innerhalb von zwei Jahren zu erreichen, sei eines der Ziele. Die weitere Planung sieht vor, in die Vereinigten Staaten zu gehen, an einem College zu studieren und das Tennisspiel dort weiter zu verbessern.

Sehr realistisch sieht Leony Deutschmann, trotz der letzten Erfolge, das Thema Profitennis als Beruf. Dies sei derzeit nicht das oberste Ziel. "Nur die ersten 30 der Weltrangliste können wirklich vom Tennis leben," meint sie und man glaubt es ihr, ohne die ersten 200 der Weltrangliste zu diesem Thema befragt zu haben. Zustimmend nickt Mutter Doris, die Leony heute und an manchen Tagen, zu Turnieren sowieso, begleitet. Die Reisezeit von Bernau nach Friedrichshagen sei ja nicht zu verachten. Und die Schule fordere natürlich auch noch Konzentration, insofern sei ein gutes Zeitmanagement zum Wohl der Tochter sehr wichtig, so beide Eltern.

Zum Ende des Jahres hin gab es noch einmal einen spürbaren Aufwärtstrend. Die Bernauerin gewann ein Turnier in Trittau und erreichte in Fürstenwalde das Halbfinale. Im Oktober hatte Leony Deutschmann ein Ranglistenturnier in Crimmitschau (der Schirm berichtete) gewonnen, ebenso den 6.Global Wilson Cup in Bargteheide, wo sie als Nummer 1 der Setzliste angetreten war. Fast 40 Plätze kletterte sie, auch dadurch, im dritten Quartal in der Damenrangliste des Deutschen Tennis-Bundes (DTB).

Bei den 3. Offenen Ostdeutschen Hallenmeisterschaften vom 18. - 20. November in Dresden waren drei deutsche Top-100-Spielerinnen mit Franziska Sziedat (BW Berlin) an der Spitze im qualitativ gut besetzten Teilnehmerfeld. Die für den TC OW Friedrichshagen spielende Bernauerin erwischte einen schweren Start gegen die an Nr. 4 gesetze Cora-Lynn von Dungern und gewann knapp 7:6 4:6 und 10:8. Im Viertelfinale war dann zwar leider nach einer 2:6 und 4:6-Niederlage gegen die spätere Siegerin und damit Ostdeutsche Meisterin Adelina Krüger vom LTTC Rot-Weiß Berlin Schluss, insgesamt kann sich die Bilanz 2016 mit mehreren Turniersiegen jedoch durchaus sehen lassen.

Sozusagen zwischen Christmas-Shopping und Gänsebraten erspielte Leony Deutschmann am 17. Dezember beim Turnier in Wandlitz erneut ein respektables Ergebnis. Sie gewann überraschend gegen die an Nr. 1 gesetzte Turnierfavoritin, verlor dann aber leider im Halbfinale gegen die spätere Turniersiegerin. Jetzt gilt es, ein paar Tage abzuschalten und Kräfte zu sammeln, um sich im neuen Jahr den neuen Herausforderungen stellen zu können.

Auf ein erfolgreiches 2017!

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