23.08.2018


Die grüne Herzkammer von Friedrichshagen


Ein Appell zum Erhalt eines natürlichen Areals

Bildquelle: Google

Wenn man mit den Straßenbahnlinien 60 oder 61 über den Fürstenwalder Damm bzw. Müggelseedamm am bewaldeten Hirschgartendreieck vorbeifährt und das Auge keine Postkartenblicke oder dokureihenwürdige Panoramen entdeckt, sondern mehr oder weniger eine Front von Laubbäumen und Gestrüpp, dann ist das genau das Stück Natur, das keine virtuelle Realität ersetzen und kein Architekt nachbauen kann. Understatement by nature.

Abkürzungen in manchen "moderneren" Stadtlagen führen durch deprimierende Häuserschluchten oder über halboffene Industriebrachen und das Abenteuer Kindheit endet in architektonisch hübsch geplanten abgeschlossenen Parkanlagen auf Spielgeräten nach DIN EN 1176.

Das Hirschgartendreieck verbindet seit jeher auf naturbelassene Art die meist über Generationen in Familienbesitz befindlichen Wohngrundstücke und Sportvereine nahe der Spree, das Areal hin zur zentralen Hauptschlagader Bölschestraße und die alten und neuen Wohngebiete Hirschgartens miteinander. Der Müggelseedamm und der Fürstenwalder Damm umsäumen es wie zwei dicke Gefäße, die Arterie und Vene gemeinsam bilden. Die dritte Seite des Dreiecks setzt die Aßmannstraße, von der aus man den kürzesten Weg weiter in die "Bildungszone 1*" hat.

*Nicht weniger als vier Schulen frequentiert man, wenn man die Peter-Hille-Straße entlang läuft, die relativ mittig auf die Aßmannstraße trifft. Man könnte diesen Teil eine der beiden "Herzkammern Friedrichshagens" nennen. Dort kreuzen sich die Wege der heranwachsenden Friedrichshagener, die in eine Kita oder Schule gehen, dort erschließt sich der junge Friedrichshagener seinen Platz im Leben, indem er z.B. seiner Angebeteten die Schultasche trägt, dort lebt man lange und dort wird man irgendwann zur letzten Ruhe gebettet, sofern man sein Herz und Wohnsitz nicht woanders hin verlegt hatte in den Jahren und Jahrzehnten. Soll es ja geben.

Wer als Kind mit Blick auf das "ASMW" (Amt für Standardisierung, Messwesen und Warenprüfung) und den dahinterliegenden Wald wohnte, welcher eine Art Skyline bildete, genoss den Luxus, in 5-10 Minuten mit oder ohne Fahrrad einen naturbelassenen Abenteuerspielplatz vor der Wohnungstür zu haben. Laubbäume, hohe Kiefern, Brombeersträucher mit jeder Menge Stacheln, Brennnesselgebüsche an teils zugewachsenen Pfaden, bunte Wiesen mit allerlei wilden Pflanzen oder das Birkenwäldchen nahe des Sportplatzes. All das lehrte einen, die Vielfalt der Natur zu respektieren. Man baute "Höhlen" aus Zweigen und Laub, welches man über stärkere Äste legte und darunter auch bei Regenwetter einen "geheimen" Unterschlupf hatte, den man natürlich nur mit den besten Freunden teilte. Man konnte auch, mit etwas Glück, Hasen und Rehe beobachten.

Friedrichshagen...schon lange Berlin, aber immer noch anders.

In Zeiten, wo Monokultur in der Landwirtschaft langsam zum wohlverdienten Schimpfwort wird, sollten die Verantwortlichen in den Rathäusern auch weiterhin alles daran setzen, solche natürlichen Areale für kommende Generationen zu erhalten.


*Bildungszone 1= Das beschriebene Areal
Bildungszone 2 = Jenseits der Bölsche in Richtung Bruno-Wille-Straße/Werlseestraße.

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