Tobias Apelt im herbstlichen Seebad. <br>Foto: www.herr-kielmann.de

Er ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten Friedrichshagens, viele erkennen ihn, wenn er mit einem seiner Fahrräder durch unseren Ort fährt: Tobias Apelt, Chef des Seebads und Vorsitzender der Werbegemeinschaft. „Mich grüßen eindeutig mehr Menschen auf der Straße, als ich selber kenne“, erzählt Apelt und ist sich unsicher, wie er das finden soll. Im Mittelpunkt stehen muss er nicht, aber er tut es, wenn es einer guten Sache dient, immer mit tatkräftiger Unterstützung seiner zahlreichen Mitstreiter und Helfer im Hintergrund.

Zu Anfang muss gleich eine Richtigstellung her: In einigen Zeitungsartikeln über Tobias Apelt stand zu lesen, er sei von Geburt an Friedrichshagener. Woher diese Information kommt, kann der 39-jährige nicht erklären: „Ich bin Köpenicker, Schöneweider,“ und ergänzt: „aber natürlich war ich als Kind im Müggelsee baden, war hier im Kino und bin mit dem Fahrrad in den Wäldern rumgeeiert.“

Erst Anfang des neuen Jahrtausends zog Apelt nach Friedrichshagen. Davor pendelte er bereits zwischen der Humboldt Universität, wo er Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft und Anglistik studierte, und dem Bräustübl am Müggelseedamm. Hier jobbte er als studentische Aushilfe, Küchenchef oder Assistent der Geschäftsführung – „wie es halt gerade in die Lebensphase passte“, schmunzelt Apelt. Sein Engagement im Bräustübl nahm zu, es folgte der Abbruch seines Studiums, „aber nicht leider“, betont der Unternehmer und schlussendlich auch der Umzug an den Rand Berlins.

Das Bräustübl lief gut, „wir waren selbstsicher, weil wir sicher waren, dass man den Laden nicht besser machen kann“ und Apelt nebst  Mitgesellschaftern glaubten auch daran, dass sie sich mit der Besitzerfamilie aus Bayern bei den anstehenden Vertragsverhandlungen einig werden würden. Letzteres sollte sich nicht bewahrheiten. Und so fügte es sich, dass die Berliner Bäder Betriebe just in dieser Zeit zehn Freibäder  zur Pacht ausgeschrieben hatten – darunter das Freibad in Friedrichshagen. Das war im Dezember 2008. Innerhalb von vier Wochen hatte das Gesellschafterteam um Apelt ein Konzept erstellt und die Entscheidung gefällt, sich zu bewerben: Höchst erfolgreich, wie man heute weiß. Zum Missfallen des vorherigen Pächters, der Turngemeinde in Berlin (TiB). „Die TiB wusste seit Jahren von der Ausschreibung und sie hätte die Expertise im Verein gehabt“, erzählt Apelt. Aber es kam anders. Schon zu dieser Zeit war Tobias Apelt Vorsitzender der Werbegemeinschaft Friedrichshagen und zu dieser Zeit wurde er nicht nur freundlich begrüßt auf der Bölschestraße. „Es kam vor, dass ich mit meiner Tochter über die Straße gegangen bin und mich plötzlich irgendwelche Menschen angemault haben“, erinnert er sich. Bis heute ärgert ihn, dass offensichtlich niemand ihr Konzept für das Seebad gelesen hatte und er sich dennoch überall rechtfertigen musste.

Doch das ist Vergangenheit. Das Seebad ist eine Erfolgsgeschichte. Mittlerweile ein etablierter Veranstaltungsort nicht nur für Schwimmer und Sonnenbader. Konzerte, Lesungen, private Feiern – Friedrichshagener und von außerhalb angereiste verbringen gerne ihre Zeit in dem bereits Anfang des letzten Jahrhunderts gegründeten Freibad.

Aber damit ist Tobias Apelt, der auch das „Gestrandet“ am Spreetunnel betreibt,  nicht zufrieden, treibt ihn doch mehr als unternehmerischer Erfolg an. „Ich habe eine moralische Vorstellung für diese Region, die zum Glück von vielen anderen unterstützt und begleitet wird“, beginnt der zweifache Vater seine Zukunftsvision, die nah am derzeitigen Stand Friedrichshagens ist.  „Ein Rathaus verkauft man nicht, um den Müggelsee sollte es einen Radweg geben und ja,  man sollte vielleicht aufpassen, dass Flugzeuge nicht überall rumfliegen.“ Und er ergänzt: „Wir haben geschützte, schöne alte Häuser, wir haben Natur, extrem viel Kultur, viele Kinder, einen unglaublichen Branchenmix auf der Bölsche. Wir haben ein schützenswertes Level.“ Ein wenig betrachtet er seinen Kiez als Gegenentwurf zu der immer schneller und lauter werdenden Zeit. Doch dabei geht es ihm nicht darum Entwicklung auszubremsen, sondern den Ort weiter voranzutreiben. Nicht allein, sondern z.B. mit den aktiven der Werbegemeinschaft oder seinen Geschäftspartnern.

„Friedrichshagen ist ein schöner Ort, der sich toll entwickelt hat und sich auch weiterhin schön entwickeln soll. Eine Geschäftsidee hier vor Ort wird bei mir immer den Vorzug haben: Friedrichshagen ist mein Lebensmittelpunkt.“ So wird man Tobias Apelt hoffentlich noch lange auf seinem Fahrrad sehen und ihn freundlich grüßen können – auch wenn er nicht alle kennt, die ihm so begegnen.

November 2012