17.01.2012


Stille im Olymp

Friedrichshagener Konfirmanden besuchten die Kapelle im Berliner Olympiastadion

Stille, Plastiksitze, VIP-Bereich (den die Jugendlichen als sehr nüchtern empfanden) und Kapelle: Auch das Olympiastadion hat sakrale Momente.

Es ist wahrlich ein unbeschreibliches Gefühl: Beinahe allein im Olympiastadion zu stehen, die Stille der sonst lauttösenden Arena zu spüren, über dem Kopf das gigantische, transparente Dach, unter den Füßen über siebzigtausend hübsch formatierte Plastiksitze. Die Friedrichshagener staunten nicht schlecht über solch sakrale Ruhe, denn die meisten kannten den Bau bisher nur als emotionsgeladene, brodelnde Kleinstadt in überwiegend blauweißer Hanglage. Wenn  Hertha spielt etwa oder auch ISTAF, Papst oder U2 über die Bühne gehen. Gemeinhin gilt ein Stadion als Ort der Auseinandersetzung, des Kampfes, des Kräftemessens. Ausgerechnet die Ruhe war es nun, die nicht so recht in dieses Bild passen wollte.

Die Friedrichshagener Konfirmanden (die vor Ort noch Verstärkung von den Konfirmanden der Berliner Domgemeinde erhielten) waren gekommen, um die christliche Kapelle im Bauch des Stadions zu besuchen. Ein Ort, der wohl auch zu den lauthalsen Bundesligaspielen an den Wochenenden nichts von seiner Würde und Gelassenheit einbüßt. Möglich, dass die Wände ein wenig zu Golden glänzen und die ringsum laufende Typografie in den Sprachen der Welt vielleicht ein wenig ablenkt von Besinnung und Einkehr, aber das sind sicherlich eher redundante Geschmacksfragen. Pfarrer Alexander Höner sang und betete mit den Jugendlichen und jeder konnte ahnen: Wer sich auf die kleine Kapelle einlässt, kann berührt werden. Zumindest aber findet er einen Ort, der so ganz anders ist als das, was ein Stadion sonst verspricht: Ein Raum mit direktem Anschluss zu Gott.     

Text/Fotos: Uwe Baumann

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