Bruno Wille, 6.2.1860 - 31.8.1928

Bruno Wille

 

Der 1860 als Sohn eines Versicherungsvertreters in Magdeburg geborene Bruno Wille, studierte nach Erwerb der Hochschulreife 1881 in Bonn, dann in Berlin Theologie, Philosophie und Naturwissenschaften.

Nach dem Studium ging er zunächst als Privatlehrer nach Rumänien, kehrte dann aber

1886 nach Berlin zurück, um hier als Journalist, Agitator der Berliner Arbeiterbewegung, als Sprecher, Prediger und Religionslehrer u.a. für die „Freireligiöse Gemeinde“ zu arbeiten.

Wille engagierte sich sozial und politisch, stand einige Zeit der Sozialdemokratie nahe, ohne  jedoch eingeschriebenes Mitglied zu sein.

 

1887 lernte er im Berliner Naturalistenverein „Durch“ Wilhelm Bölsche kennen, mit dem er zeitlebens befreundet war. Gemeinsam zogen sie im Sommer 1890 nach Friedrichshagen.
Hier wohnte er u.a. von 1893 bis 1920 in der Kastanienallee 9, im ersten Stock..

 

Bruno Wille war Mitbegründer und erster Leiter der „Freien Volksbühne“, später der „Neuen Freien Volksbühne, die er bis 1902 leitete.

Diese Vereinigung war Anziehungs- und Mittelpunkt für zahlreiche Autoren, Künstler und politisch Engagierte, die sich hier in Friedrichshagen trafen, diskutierten und zusammen arbeiteten.

Die Aktivitäten dieser Gemeinschaft, später als „Friedrichshagener Dichterkreis“ bezeichnet, wurden und sind bis heute weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt.

 

Willes politisches Engagement führte ihn 1892 in den „Freidenkerbund“, dessen Vorsitz er lange Jahre inne hatte und dessen Zeitung „Der Freidenker“ er herausgab.

Gemeinsam mit Bölsche gründete er die „Freie Hochschule“, die großen Zulauf fand, im Jahre 1900 den „Giordano-Bruno-Bund“ sowie 1918 den „Volkskraftbund“, dessen „geistige Organisation“ er als Vorsitzender übernahm.

Bruno Willes publizistisches Schaffen ist vielfältig: er schrieb hunderte Artikel für Berliner Tageszeitungen und Zeitschriften, hielt zahlreiche Vorträge für Vereine , Bünde und Bewegungen. Daneben veröffentlichte er aber auch Lyrik und Romane. Hervorzuheben sind u.a. die Lyrikbände „Einsiedler und Genosse“ (1891), „Einsiedelkunst aus der Kiefernhaide“ (1897), „Der heilige Hain“ (1908) sowie die Romane „Offenbarungen des Wacholderbaums“ (mit dem Buchschmuck von Fidus, 1901), „Die Abendburg“(1909) oder „Der Glasberg“ (1920).

 

Autobiographisch und für die Geschichte des Dichterkreises aufschlussreich ist seine Veröffentlichung „Aus Traum und Kampf. Mein 60jähriges Leben“, die 1920 erschien sowie der Roman „Das Gefängnis zum Preußischen Adler. Eine selbsterlebte Schildbürgerei“, 1914 erschienen. Darin schildert er seinen legendären Gefängnisaufenthalt in der Friedrichshagener Rahnsdorfer Strasse, in einem Seitengebäude des „Gasthauses zum Schwarzen Adler“.

 

 

Aus Anlaß seines 60. Geburtstages bekam die damalige Friedrichshagener Kaiserstrasse, 1920 seinen Namen.

 

Im gleichen Jahr verließ Bruno Wille den Ort und zog an den Bodensee, wo er am 31.8.1928 starb.
Bruno Wille ist auf dem Parkfriedhof Lichterfelde in Berlin beigesetzt, in einem Ehrengrab der Stadt Berlin.


Wilhelm Spohr

Wilhelm Spohr, 3.2.1868 – 9.6.1959



Am 3. Februar 1868 wurde Wilhelm Spohr in Hamburg geboren.
Nach einer Mechaniker- und Optikerlehre besuchte er ebenfalls in Hamburg die Kunst- und Gewerbeschule.

Bereits mit 16 Jahren engagierte er sich in der Freidenkerbewegung und war politisch engagiert.

 

1891 zog Spohr nach Berlin und schloss sich hier der „Freien Volksbühne“ an, der er zeitlebens verbunden blieb.

 

1892 zählte er zu den Mitbegründern der „Neuen Freien Volksbühne“ und wurde in den Vorstand des „Vereins Unabhängiger Sozialisten“ gewählt.

In den darauffolgenden Jahren gehörte er zu den engsten Mitarbeitern der sozialistisch-anarchistischen Zeitung „Der Sozialist“.

In diesen Jahren unterhielt er enge Beziehungen zum anarchistischen Flügel des „Friedrichshagener Dichterkreises“, zu: Albert Weidner, Gustav Landauer, den Brüdern Bernhard und Paul Kampffmeyer und Erich Mühsam.

 

1894 wurde er zu 14 Monaten Gefängnis wegen „Aufreizung zum Klassenhaß“ verurteilt, auf Grund einer Rede, die er am 1.Mai in der Öffentlichkeit hielt. In der Haft erlernte er die niederländische Sprache.

Nach seiner Entlassung zog er nach Friedrichshagen, wo er, abgesehen von einigen kurzen Unterbrechungen, bis 1933 lebte.

 

In den 1890er Jahren entwickelte Wilhelm Spohr eine große Leidenschaft für den holländischen Schriftsteller Multatuli (Eduard Douwes Dekker).

Er besuchte dessen Witwe in Amsterdam und übersetzte sein gesamtes Werk ins Deutsche.

 

Spohr gehörte auch zu den frühen Förderern des Malers Fidus, mit dem er eng befreundet war. 1902 erschien von ihm das Werk „Fidus“.

 

Wilhelm Spohrs Betätigungsfeld galt der Volksbildung und der Pädagogik. Er organisierte dazu eine Wanderausstellung, die in 40 Städten Deutschlands gezeigt wurde und daraufhin starke Resonanz in Kinderbüchern und Schulplänen hinterließ.

 

Ab 1907 beteiligte sich Spohr für viele Jahre, gemeinsam mit Herman Teistler, Bruno Wille und Wilhelm Bölsche, an den Aktivitäten der Ortsgruppe des „Dürerbundes“ sowie der „Kunstgemeinde“ und engagierte sich für die „Wandervogelbewegung“.

 

Von 1926 an, bis 1934 organisierte er im Auftrage des Berliner Magistrats Theateraufführungen und Konzerte an Berliner und märkischen Schulen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zog sich Spohr nach Schöneiche (bei Berlin) zurück und schlug sich mühsam mit schriftstellerischen Gelegenheitsarbeiten durch.

Nach Kriegsende knüpfte er sofort wieder an die Tradition der Kulturarbeit an: u.a. organisierte er die legendären Friedrichshagener Kinderfeste und –Umzüge.

Auch publizistisch wurde er wieder aktiv, hervorzuheben ist hierbei: „O ihr Tage von Friedrichshagen“ (1949), indem er die Situation und die Geschehnisse mit seinen Kollegen und Freunden des „Friedrichshagener Dichterkreises“ beschreibt.

1953 redigierte er die Festschrift zur 200 Jahrfeier Friedrichshagens: „200 Jahre Friedrichshagen. 1753-1953“. Herausgegeben von der Nationalen Front des Demokratischen Deutschland.

 

Am 9. Juni 1959 starb Wilhelm Spohr in Rüdersdorf. Er wurde auf dem Schöneicher Waldfriedhof beigesetzt.
Die Grabstelle ist leider nicht mehr erhalten.

Albert Schweitzer

Albert Schweitzer 14.1.1875-4.9.1965


Ludwig Philipp Albert Schweitzer war (geb. 14. Januar 1875 in Kaysersberg im Oberelsass bei Colmar; gest. 4. September 1965 in Lambaréné, Gabun) ein deutsch-französischer Arzt, Philosoph, evangelischer Theologe, Organist und Pazifist.

Ebenfalls bekannt sein dürfte, dass Schweitzer ein Krankenhaus in Lambaréné im zentralafrikanischen Gabun gründete, lange bevor 1971 die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" gegründet wurde.

1953 wurde ihm der Friedensnobelpreis für das Jahr 1952 zuerkannt.

Schweitzer stammte aus einer alemannisch-elsässischen Familie. Zum Zeitpunkt seiner Geburt gehörte seine Heimat zu Deutschland. Seine Muttersprache war der elsässische Ortsdialekt des Oberdeutschen. Daneben wurde in seiner Familie auch Französisch gesprochen. Das Hochdeutsche erlernte Schweitzer erst in der Schule. Deutsch und Französisch beherrschte er fast gleich gut.

Nach dem Abitur 1893 in Mülhausen studierte er an der Universität Straßburg Theologie und Philosophie. Zudem studierte er Musik in Paris (Orgel und Klavier). 1899 wurde er dann nach einem kurzen Studienaufenthalt an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität in Straßburg zum Dr. phil. promoviert.

1902 erfolgte an der Universität Straßburg die Habilitation in Evangelischer Theologie. Mit der Habilitation wurde er Dozent für Theologie an der Universität Straßburg. Seit 1898 war er Lehrvikar. Von
1905 bis 1913 studierte Albert Schweitzer Medizin in Straßburg. 1913 gründete Schweitzer in Gabun das Urwaldhospital Lambaréné.

Albert Schweitzer heiratete 1912 Helene Bresslau (1879–1957). 1919 wurde die Tochter Rhena Schweitzer-Miller († 2009) geboren.

Versuchen von Joseph Goebbels, den in Lambaréné weilenden Schweitzer einzuladen und für die NS-Ideologie zu gewinnen, erteilte er auf die mit "deutschem Gruß" geschlossene Anfrage mit "zentralafrikanischem Gruß" eine höfliche Absage.