Die Geschichte des Kino Union

Das Kino Union an der Bölschestraße

Das damalige im Jahre 1872 erbaute Bürgerhaus, direkt am Bahnhof gelegen, hatte einen Tanzsaal, der sich als separates Gebäude neben dem Stammhaus befand. Man betrat den Saal immer nur durch das Bürgerhaus selbst, zur Straße hin gab es keinen Eingang, nur Fenster.

Der Anfang des Kinos
Der Tanzsaal wurde 1913 zum Kino umgebaut. Ein neues Gesetz, das jede Tanzveranstaltung verbot, um den Ehemännern in den Schützengräben des beginnenden 1. Weltkrieges ein besseres Gefühl zu geben, machte einen Tanzsaal als solchen nicht mehr nutzbar. Die vorherige Kutschendurchfahrt wurde im Zuge des Umbaus zu einem Kino durch den Anbau des heutigen Foyers geschlossen. Der Saal erhielt einen Rang. Der Spielbetrieb wurde im 2. Weltkrieg durch Bombenschäden unterbrochen. Nach Wiedereröffnung in den frühen 50ern brach ein Feuer aus und ruinierte Teile des Objekts. Nichtsdestotrotz wurde wieder repariert. Die Materialknappheit nach dem Krieg und in der DDR ist heute noch an vielen Baudetails zu erkennen.

Nach der Maueröffnung
1994 verkaufte die Treuhand das Kino an den Entertainer „Lippi“. Dieser hatte große Pläne und beantragte eine Abrissgenehmigung. Ende der 90er Jahre verkaufte Wolfgang Lippert die Immobilie an einen Bauunternehmer, der im alten Gebäude ein Multiplex-Kino errichten wollte. Doch auch aus seinen Plänen wurde nichts. Der Spielbetrieb wurde 1998 eingestellt.

Durch die lange Tradition des Kinos und den ausgeprägten Lokalpatriotismus der Friedrichshagener formierte sich nach der Schließung die Bürgerinitiative „Rettet das Kino Union“, die großen Zuspruch bei der Bevölkerung fand. Es gab Demonstrationen, Beschwerdebriefe und Unterschriftenlisten.

Der behagliche Saal


Wiedereröffnung

Matthias Stütz, heutiger Eigentümer und Geschäftsführer des UNION Filmtheaters - ist im Jahr 1998 nach Friedrichshagen gezogen und hat hier sein Studium der Architektur abgeschlossen. Der Verfall des leer stehenden Kinos und sein Interesse an Filmkunst sowie die Bekanntschaft zu einigen Personen aus dem Kreis der oben genannten Bürgerinitiative bewogen ihn dazu, über die Wiedereröffnung des Kino nachzudenken. Im Mai 2003 schlossen der Eigentümer der Immobilie und er einen Mietvertrag. Die Renovierungsarbeiten, die notwendig waren, um das Kino überhaupt als solches betreiben zu können, durfte er mit der anstehenden Miete verrechnen. Die Gesamtinvestition in den Monaten vor der Eröffnung betrug über 110.000 €.

Am 4. Dezember 2003 startete Matthias Stütz den Kinobetrieb, um die Nachhaltigkeit des Wunsches der Bevölkerung nach einem Filmtheater zu testen. Mit dem neuen und bewährten Konzept einer Mischnutzung, d. h., neben dem Kinobetrieb auch Veranstaltungen aller Art durchzuführen, verbesserte sich die Auslastung des Hauses. Durch die Vielseitigkeit der Veranstaltungen wurde eine Vergrößerung des potenziellen Besucherkreises erreicht. Bereits die erste Vorstellung war ausverkauft.